Was ist Gestalttherapie?

Und zuerst...
...was ist Psychotherapie?

Psychotherapie ist ein Weg, sich selbst und das eigene Leben besser zu verstehen. Sie hilft, Antworten auf drängende Fragen zu finden und unterstützt in schwierigen Momenten. Es gibt viele verschiedene Ansätze in der Psychotherapie, die unterschiedliche Aspekte der menschlichen Psyche erforschen. Doch das Ziel ist immer das gleiche – Menschen zu helfen, harmonischer, selbstbewusster und glücklicher zu werden.

Viele Menschen kommen mit bestimmten Anliegen zur Therapie:

  • Probleme in der Beziehung mit dem Partner, Missverständnisse und Konflikte.
  • Einsamkeit und das Gefühl der Isolation.
  • Verlust eines geliebten Menschen oder eine schmerzhafte Trennung.
  • Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten.
  • Probleme in der Beziehung zu Eltern oder Kindern.
  • Gefühl der Apathie, Verlust der Motivation und das Gefühl, dass das Leben „stillsteht".
  • Allgemeine Unzufriedenheit im Leben, ohne zu wissen, was genau falsch läuft, aber mit dem Wunsch nach Veränderung.

Psychotherapie bietet einen sicheren Raum, in dem man offen über seine Erlebnisse sprechen und neue Wege finden kann, mit ihnen umzugehen. Gemeinsam mit dem Therapeuten erforscht man die versteckten Zusammenhänge zwischen aktuellen Problemen und vergangenen Erlebnissen, um sich von alten, hinderlichen Mustern zu befreien.

Was ist Gestalttherapie?

Gestalttherapie ist für mich ein Weg der Selbstwerdung. Sie ist ein Ansatz in der Psychotherapie, der dem Menschen hilft, sich selbst, seine Emotionen und Bedürfnisse besser zu verstehen und bewusst zu erleben, was „hier und jetzt" geschieht. Der Ansatz wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts von Fritz und Laura Perls sowie Paul Goodman entwickelt und basiert auf den Prinzipien von Achtsamkeit, Ganzheitlichkeit und Eigenverantwortung. In der Gestalttherapie liegt der Schwerpunkt darauf, im gegenwärtigen Moment zu leben, Kontakt mit sich selbst und der Umgebung zu finden und sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Dieser Ansatz hilft, hinderliche alte Gewohnheiten und Überzeugungen loszulassen, um freier und bewusster zu leben.

Grundprinzipien der Gestalttherapie

Hier und Jetzt: Die Gestalttherapie konzentriert sich auf den gegenwärtigen Moment. Wir erforschen die Gefühle, Gedanken und körperlichen Empfindungen, die gerade jetzt entstehen. Das hilft, sich selbst und seine Reaktionen besser zu verstehen.

Ganzheitlichkeit: Im Gestaltansatz wird der Mensch als Einheit betrachtet, in der Gedanken, Gefühle und körperliche Reaktionen miteinander verbunden sind. Die Therapie hilft, diese Aspekte zu integrieren, um sich als vollständiger und harmonischer zu erleben.

Verantwortung für das eigene Leben: Jeder Mensch trägt die Verantwortung für seine Handlungen und Emotionen. Die Gestalttherapie lehrt, dass es dabei nicht um Schuld geht, sondern um Freiheit – die Möglichkeit, das eigene Leben und die Beziehungen zu beeinflussen.

Kontakt und Grenzen: In der Therapie lernen wir, gesunde Grenzen zu setzen, um unsere Bedürfnisse und Wünsche besser zu verstehen und tiefere, vertrauensvolle Beziehungen zu anderen aufzubauen.

Achtsamkeit (Awareness): Die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle und Reaktionen im Moment wahrzunehmen. Je mehr Achtsamkeit wir entwickeln, desto mehr Freiheit haben wir, zu entscheiden, wie wir handeln und reagieren.

Selbstregulierung: Körper und Psyche haben die Fähigkeit, ein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn wir lernen, unseren Gefühlen und unserem Körper zu vertrauen. Die Gestalttherapie unterstützt dabei, diese Fähigkeit zur Selbstregulierung zu aktivieren.

Unvollendete Gestalten: Manchmal beeinflussen uns vergangene, ungelöste Emotionen oder Situationen auch in der Gegenwart. In der Therapie lernen wir, diese Prozesse abzuschließen, um uns von ihrer Wirkung zu befreien.

Paradox der Veränderung: Veränderung passiert, wenn wir lernen, uns so anzunehmen, wie wir sind. Dieser zentrale Grundsatz besagt, dass echte Veränderung auf natürliche Weise eintritt, wenn wir aufhören, gegen uns selbst zu kämpfen.

Polaritäten und Integration: Jeder Mensch besteht aus vielen gegensätzlichen Eigenschaften und Emotionen. In der Therapie arbeiten wir mit diesen Polaritäten, um alle Seiten der eigenen Persönlichkeit besser zu verstehen und zu integrieren.

Wie funktioniert Gestalttherapie?

Eine Sitzung der Gestalttherapie ist ein gemeinsames Erforschen dessen, was im Moment aufkommt. Es können unerwartete Emotionen, körperliche Empfindungen oder Gedanken sein, die plötzlich in den Vordergrund treten. Eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielen die therapeutischen Beziehungen, die auf Vertrauen und Respekt basieren.

Zusammen mit dem Therapeuten schaffen Sie einen sicheren Raum, in dem Sie Ihre Erlebnisse offen erforschen und neue Wege finden können, mit ihnen umzugehen. Dieser vertrauensvolle Kontakt ermöglicht es, sich selbst und die eigenen Reaktionen besser zu verstehen und sich auf dem Weg zur Veränderung unterstützt zu fühlen.

Die Gestalttherapie bringt Sie wieder in Kontakt mit sich selbst – mit Ihren Emotionen, Ihrem Körper und Ihren Gedanken. Wenn Sie diesen Kontakt spüren, verstehen Sie besser, was Sie brauchen und wünschen. Das hilft, bewusster zu leben, sich selbst anzunehmen und innere Harmonie zu finden.

Warum funktioniert das?

Veränderungen beginnen, wenn wir lernen, uns so anzunehmen, wie wir sind. Das Paradox der Veränderung besagt, dass Transformation auf natürliche Weise eintritt, wenn wir aufhören, gegen uns selbst zu kämpfen. Das ist der Weg zu innerer Freiheit und einem Leben voller Achtsamkeit und Harmonie.

Die Gestalttherapie hilft dabei, eine authentische Verbindung zu sich selbst und zur Welt um uns herum zu finden.

Sie lehrt nicht nur, sich selbst zu verstehen, sondern auch, sich anzunehmen – was die Möglichkeit zur Veränderung und Weiterentwicklung eröffnet. Es ist eine Reise zu einem erfüllteren, glücklicheren und ganzheitlicheren Leben.

wasistgestalttherapie

"Veränderung geschieht, wenn man nicht auf Veränderung abzielt.
Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist,
nicht, wenn er versucht, zu werden, was er nicht ist.
Veränderung ergibt sich nicht aus dem Versuch, sich zu zwingen,
sondern indem man sich in seinem individuellen gegenwärtigen Sosein annimmt."
Votsmeier-Röhr, Wulf